Das Einstein-Teleskop – Ein transnationales Wissenschaftsprojekt

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Eines der wichtigsten aktuellen grenzüberschreitenden Projekte zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland ist das Vorhaben des Baus des Einstein-Teleskops, einem physikalischen Instrument zur Messung von Gravitationswellen, das in der Grenzregion der drei beteiligten Länder entstehen soll. Die Euregio Maas-Rhein befindet sich aktuell in der Bewerbungsphase für den Zuschlag des Projekts und in intensiven Tests, um es beheimaten zu dürfen. In diesem Artikel soll zunächst in aller Kürze erklärt werden, was das Einstein-Teleskop ist, bevor aufgezeigt wird, warum die Grenzregion Belgien-Niederlande-Deutschland sich als Standort als besonders geeignet erweisen könnte. Im Anschluss daran soll das Einstein-Teleskop als transnationales Wissenschaftsprojekt betrachtet werden, der Einsatz der beteiligten Regierungen sich für das Projekt und seine Besonderheiten in Hinblick auf seine Durchführung in transnationaler Zusammenarbeit.

Kurz umrissen: Was ist das Einstein-Teleskop?

Die vermutlich am weitesten verbreitete Vorstellung, die mit dem Begriff „Teleskop“ verknüpft ist, ist die eines Instruments, mit dem zum Beispiel Sterne oder Planeten beobachtet werden können. Das Einstein-Teleskop jedoch kein optisches Teleskop. Es handelt sich vielmehr um ein Messinstrument in Form eines unterirdischen Observatoriums zum Nachweis von Gravitationswellen[1].

©T. Balder/Nikhef: Infographic Einstein-Teleskop via: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/medienmappe/

Der Großteil des Instruments befindet sich unter der Erdoberfläche, wo die drei jeweils zehn Kilometer lange Detektorarme ungestört Messungen durchführen können[2].

Namensgebend ist der Physiker Albert Einstein, der 1915 diese Gravitationswellen voraussagte. Genau 100 Jahre später, 2015, konnten sie erstmalig gemessen werden. Unter Gravitationswellen versteht man Vibrationen, die entstehen, wenn schwarze Löcher oder Neutronensterne umeinanderkreisen oder kollidieren. Bei deren Vorbeiziehen können sich Entfernungen kaum messbar dehnen oder zusammenziehen. Mit der neuen weltweit führenden Technologie des Einstein-Teleskops ist es möglich, den Entstehungsprozess von schwarzen Löchern, die Struktur von Neutronensternen und die Beschaffenheit des Universums unmittelbar nach dem Urknall und weitere astrophysikalische Fragen zu untersuchen. Ebenso können Vorhersagen der Einsteinschen Relativitätstheorie in vorher undenkbarer Weise getestet werden. Dadurch können Forschende Einblicke in die Entstehung des Kosmos, den Urknall und das Universum gewinnen. Das Observatorium ist also von großer Bedeutung für die internationale Physik und Astronomie.[3]

Die Standortfrage – die Grenzregion Belgien – Niederlande – Deutschland als Standort des Einsteinteleskops?

Angesichts dieser enorm wichtigen Rolle, die das Einstein-Teleskop für die moderne Wissenschaft haben wird, interessieren sich natürlich mehrere europäische Regionen dafür, das Observatorium zu bauen. Ein solches Projekt bietet große gesellschaftliche und wirtschaftliche Chancen für die Regionen und die dort ansässigen Unternehmen und Bildungseinrichtungen, ebenso können nicht nur bereits etablierte Institutionen profitieren – das Observatorium schafft zudem Arbeitsplätze und kann ein Netz innovativer Unternehmen entstehen lassen[4]. Kurzum: die Errichtung des Einstein-Teleskops bietet einmalige Chancen für Wissenschaft und regionale Wirtschaft[5]. Um ein solches Projekt umzusetzen, bedarf es einer formellen Bewerbung, denn letztendlich entscheidet die europäische Politik, wo das Observatorium gebaut wird[6]. Bereits entschieden haben sich Belgien, Niederlande und Deutschland auf Regierungsebene, dass sie sich als möglicher gemeinsamer Standort bewerben wollen[7]. Im Rahmen dieses Bewerbungsprozesses wird in der Region eine intensive Machbarkeitsstudie erstellt, mit dem Ziel, ein „Bid Book“ zu erarbeiten, das die technische, organisatorische und finanzielle Umsetzbarkeit aufzeigt[8]. Die Euregio Maas-Rhein ist nicht die einzige Region, die das Einstein-Teleskop bauen würde, als weiterer möglicher Standort ist die italienische Insel Sardinien, im Herbst 2024 kündigte auch das Bundesland Sachsen an, sich für den Bau des Observatoriums in der Lausitz zu bewerben[9]. Aktuell ist davon auszugehen, dass 2026 bekannt gegeben wird, welcher Standort sich am besten eignet und wo das Einstein-Teleskop dementsprechend gebaut werden wird[10].

Auf der einen Seite stehen also die großen Ambitionen, dieses Projekt in die Region zu holen. Auf der anderen Seite sind die Konstruktion des Einsteinteleskops und die damit verbundenen Anforderungen sehr komplex. Das Observatorium soll über drei jeweils zehn Kilometer lange Detektorarme verfügen. Durch die ständige Überwachung derer Länge mit vibrationsfrei aufgehängten Spiegeln und sensiblen Lasern erfolgt die Messung der Gravitationswellen[11]. Es ergeben sich also spezifische Voraussetzungen für den Ort, an dem das Projekt umgesetzt werden kann. Was aber zeichnet die Euregio Maas-Rhein konkret als Idealstandort für dieses Projekt aus? Die folgende Infografik soll dies veranschaulichen:

© Belz: Euregio Maas-Rhein als Standort für das Einstein-Teleskop (eigene Darstellung)
© Belz
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Standpunkte der beteiligten Länder und Regionen zum Einsteinteleskop

Zum jetzigen Zeitpunkt kann gesagt werden, dass die Regierungen der Niederlande, Belgiens und Nordrhein-Westfalens sich zusammen für die Bewerbung um den Bauplatz des Einsteinteleskops entschieden haben, die entsprechende Absichtserklärung wurde im September 2023 unterzeichnet. Welche Rolle spielen die einzelnen Landesregierungen bei diesem Vorhaben?

Die Niederlande fungiert in diesem Projekt als Katalysator, das Einsteinteleskop ist für das Land ein wichtiges Vorhaben, um Zukunftssicherheit zu gewährleisten[12]. Anfang des Jahres 2025 erklärte das niederländische Kabinett das Einstein-Teleskop-Projekt zur nationalen Priorität, was bedeutet, dass in allen Ministerien dessen Durchführbarkeit vorrangig behandelt wird[13]. Außerdem gründete die Zentralregierung zusammen mit der niederländischen Provinz Limburg und dem Investor NWO, die Institution Einstein Telescope Netherlands (ET-NL)[14]. Sie soll eine treibende und koordinierende Rolle zwischen den Niederlanden und den übrigen Parteien einnehmen[15]. Damit wurde ein großer Schritt zur Realisierung der grenzübergreifenden Kooperation mit den Partnern Deutschland und Belgien gemacht[16].

Auch die 2024 neu gewählte föderale Regierung Belgiens unterstützt den Bau des Einsteinteleskops in der Grenzregion[17]. Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass sich die Regierung zusammen mit den Nachbarländern in Absprache mit den belgischen Föderalstaaten für eine grenzüberschreitende Infrastrukturagenda, zum Beispiel für Energie- und Wasserstoffkorridore, digitale Verkehrsnetze, aber auch das Einsteinteleskop einsetzen möchte[18].

Etwas komplexer ist die Rolle der deutschen Regierung, da für Deutschland nicht mehr nur die Grenzregion in NRW als möglicher Standort im Gespräch ist, sondern auch Sachsen seine Kandidatur angekündigt hat. Deutschland hat jedoch unabhängig vom tatsächlichen zukünftigen Standort das Einstein-Teleskop im Oktober 2024 auf die Liste der zukunftsträchtigen wissenschaftlichen Infrastrukturen gesetzt, aus der im Sommer 2025 eine Auswahl von Projekten getroffen werden soll, die dann tatsächlich realisiert werden[19]. Bisher hat sich in Deutschland für den Bau in der Grenzregion vor allem Nordrhein-Westfalen als Bundesland eingesetzt[20]. So sagte NRW bereits zu, sich an den Baukosten maßgeblich zu beteiligen, unter der Voraussetzung, dass auch der Bund die Bewerbung unterstützt und sich am Bau beteiligt[21].

Das Projekt in einer Grenzregion durchzuführen, verlangt von allen betroffenen Partnern eine besonders enge Zusammenarbeit. Im Rahmen seines Forschungsberichts über die Auswirkungen des Einstein-Teleskops für Flandern stellt der führende flämische Wirtschaftswissenschaftler Geert Noels fest: Die einzelnen Länder können allein vom Einstein-Teleskop nicht so sehr profitieren, wie sie es zusammen in einer guten Partnerschaft können[22]. Der Wert des Projekts liegt laut Noels vor allem im Aufbau eines Ökosystems um das Teleskop herum, aber auch in der Wirkung auf die Gesellschaft, zum Beispiel die Anziehung von Spitzenwissenschaftler*innen, die eine Exzellenzkultur schaffen[23]. Ziel sollte es laut Noels sein, dass alle beteiligten Ländern gleichermaßen von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, neu gewonnenen Kooperationen und Verbindungen profitieren[24]. Dafür sei es unbedingt notwendig, dass die Länder nicht ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen, sondern das Gemeinsame, indem sie die Gelegenheit nutzen, ihre Zusammenarbeit auf einer breiteren Basis aufzubauen[25]. Jedes der kooperierenden Länder solle sich zudem gleichermaßen sich als „Heimatland“ des Projekts betrachten[26]. Dabei ist diese Zusammenarbeit nicht mit der Entscheidung für den gemeinsamen Bau des Einstein-Teleskops in der Grenzregion abgeschlossen, ebenso wenig mit dem tatsächlichen Ende seiner Errichtung, sollte es dazu kommen – das Einstein-Teleskop ist ein langfristiges Projekt, dass die Zusammenarbeit zwischen Belgien, Niederlande und Deutschland für Jahrzehnte festschreibt[27].

Kritik am Projekt Einstein-Teleskop liest man kaum, auch wenn man vermuten könnte, dass zum Beispiel die Bohrungen auf Kritik aus dem Bereich Umweltschutz stoßen könnte. Insgesamt ist das Einstein-Teleskop also ein zwar ambitioniertes, aber auch breit akzeptiertes Projekt. Herausforderungen werden vor allem in den mit dem erheblichen technischen Aufwand verbundenen hohen Kosten beschrieben[28]. Noch entscheidender als finanzielle Faktoren seien aber politische Fragen rund um die Wahl des Standorts des prestigeträchtigen Projekts[29]

Interview mit Mauro Callens – das Einstein-Teleskop als transnationales Wissenschaftsprojekt und die Benelux-Union

Das Einstein-Teleskop als transnationales Wissenschaftsprojekt ist eines der bedeutendsten aktuellen Bauvorhaben in Bezug auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa. Mit den Niederlanden und Belgien sind zwei der Länder Mitglieder in einem Verbund, der solche Zusammenarbeit schon seit Jahrzehnten praktiziert – der Benelux-Union. Zudem ist Nordrhein-Westfalen privilegierter Partner der Benelux-Union. Das Projekt vertieft also auch diesen Aspekt der Benelux-Kooperation.

Das BeneluxNet hatte die Gelegenheit zum transnationalen Wissenschaftsprojekt Einstein-Teleskop ein Experteninterview mit Mauro Callens zu führen. Mauro Callens ist für den Fonds Wetenschappelijk Onderzoek / Research Foundation – Flanders (FWO) als politischer Berater im Projekt Einstein-Teleskop tätig. Die Fragen an ihn zielten darauf, einen Einblick in die durch das Vorhaben Einstein-Teleskop generierte Zusammenarbeit und dem Anteil der Benelux-Union an seiner Planung zu erlangen.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in der transnationalen Zusammenarbeit zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland bei der Umsetzung eines wissenschaftlichen Großprojekts wie des Einstein-Teleskops?

Die Herausforderung bei dieser Art von transnationalem Projekt liegt natürlich in der Koordination. Jede Partnerregierung dieses Projekts arbeitet mit ihren eigenen Verfahren und Entscheidungsprozessen, hat ihren eigenen rechtlichen Rahmen und auch ihre eigene Haushaltslage. Das bedeutet, dass Entscheidungen manchmal langsamer zustande kommen und dass die Partnerregierungen innerhalb des Projekts manchmal mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten arbeiten (müssen). Wichtig ist hier, dass wir einen sehr offenen Dialog zwischen diesen verschiedenen Partnerregierungen führen.

Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass ein Projekt von der Größe des Einstein-Teleskops auch stark von der politischen Unterstützung innerhalb der Partnerländer und -regionen abhängt. Das vergangene Jahr war daher auch besonders aufregend, da sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien neue Regierungen ins Amt kamen. In Belgien bekamen wir nicht nur eine neue föderale Regierung, sondern auch neue Gemeinschafts- und Regionalregierungen. Heute können wir sagen, dass die politische Unterstützung für das Einstein-Teleskop sowohl in Belgien als auch in den Niederlanden aufrechterhalten und sogar verstärkt wurde. Mehrere (Föderal-)Regierungen haben ihren finanziellen Beitrag zum Einstein-Teleskop erhöht und das Engagement für das Einstein-Teleskop in ihren Koalitionsvereinbarungen ausdrücklich bestätigt. Und in der Zwischenzeit warten wir natürlich ab, wie sich die neue deutsche Regierung zu dem Projekt verhalten wird[30].

Dennoch sind die mit dem Einstein-Teleskop verbundenen Chancen um ein Vielfaches größer als die Herausforderungen. Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und Unternehmen arbeiten bereits sehr intensiv zusammen, um die Kandidatur für das Einstein-Teleskop in der Euroregion Maas-Rhein vorzubereiten. Das Projekt ist dabei ein echtes „Living Lab“ für die transnationale Zusammenarbeit, die weit über die wissenschaftliche Zusammenarbeit hinausgeht. Und wenn wir das Projekt tatsächlich hierher holen, wird das Einstein-Teleskop zu einem Leuchtturmprojekt, nicht nur für die Gravitationswellendetektion, sondern auch für die Entwicklung der Grenzregion zwischen unseren drei Ländern.

Welche Vorteile bietet die transnationale Kooperation im Vergleich zur Durchführung des Projekts in einem einzelnen Land?

Wissenschaftliche Forschung wird heute auf internationaler Ebene betrieben – dies gilt insbesondere für die Physik, deren Schwerpunkt auf der Aufdeckung der universellen Gesetze in unserem Universum liegt. Und innerhalb der Physik ist die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ganz natürlich – man denke nur an die Solvay-Konferenzen in Brüssel vor etwa einem Jahrhundert, wo die führenden Physiker ihrer Generation bereits an den wichtigsten wissenschaftlichen Fragen der Zeit zusammenarbeiteten.

Unabhängig davon, wo der Detektor letztendlich gebaut wird, muss das Einstein-Teleskop der gesamten europäischen und auch der weltweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft im Bereich der Gravitationswellenphysik dienen. Ziel ist es daher, ein breites Konsortium europäischer Länder zu bilden, das bereit ist, das Einsteinteleskop während seiner gesamten Lebensdauer (bis 2085) gemeinsam zu verwalten.

Das Konsortium Belgien-Niederlande-NRW ist nicht der einzige Kandidat für den Standort des Einsteinteleskops – eine Entscheidung über den endgültigen Standort des Detektors wird erst 2027 getroffen. Die Kandidatur von Belgien, den Niederlanden und NRW ist jedoch insofern einzigartig, als dass bereits in der Bewerbungsphase ausdrücklich eine transnationale Zusammenarbeit gewählt wurde. Indem wir uns bereits in diesem frühen Stadium für eine intensive transnationale Zusammenarbeit entscheiden und damit die notwendige Koordination beherrschen, legen wir bereits jetzt eine starke Basis für neue Partner, die sich unserem Projekt anschließen. In der Tat arbeiten wir heute mit acht nationalen und regionalen Regierungen in drei Ländern zusammen – was bedeutet, dass wir uns von Anfang an für eine solide Governance entscheiden mussten.

Aber auch auf praktischer Ebene werden die Vorteile der transnationalen Zusammenarbeit deutlich. Die Partner des Konsortiums haben 2023 ein gemeinsames Projektbüro eingerichtet, um die Machbarkeitsstudien und die Vorbereitungen für unsere Bewerbung zu koordinieren. Die transnationale Zusammenarbeit ermöglicht es uns, die am besten geeigneten Experten aus den drei Ländern (und darüber hinaus) heranzuziehen, die jeweils ihre eigenen Erfahrungen in das Projektbüro einbringen. Die Sprache ist dabei kein Hindernis – innerhalb des Projektbüros wird Deutsch, Französisch, Niederländisch und Englisch gesprochen.

Schließlich sollten wir auch die Größenordnung dieses Projekts nicht aus den Augen verlieren. Die Gesamtkosten für das Einstein-Teleskop wurden 2019 auf etwa 2 Milliarden Euro geschätzt, dürften aber je nach der endgültigen technischen Auslegung und der Inflationsanpassung auf 3 bis 4 Milliarden Euro steigen. Durch die transnationale Zusammenarbeit können die Kosten und Risiken dieses Projekts auf mehrere Länder und Regionen aufgeteilt werden. Andererseits werden aber auch die sozioökonomischen Auswirkungen und Vorteile in der gesamten Grenzregion und weit darüber hinaus in den beteiligten Ländern spürbar sein.

Welchen Beitrag leistet die Zusammenarbeit der Benelux-Union und die enge Kooperation der Benelux-Union mit NRW zu diesem Projekt (z. B. in Bezug auf Förderung)? Inwiefern kann das Projekt Einstein-Teleskop auch als Modell für zukünftige wissenschaftliche Kooperationen innerhalb der Union (evtl. auch mit NRW) dienen?

Die Kandidatur Belgiens, der Niederlande und Nordrhein-Westfalens für das Einstein-Teleskop ist ganz offensichtlich ein gutes Beispiel für die grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit in Europa. Dass diese Zusammenarbeit hier ihren Ursprung hat, ist nicht verwunderlich – in der Geschichte der EU haben die Benelux-Staaten eine Vorreiterrolle bei der intensiven grenzüberschreitenden Zusammenarbeit übernommen. Das Generalsekretariat der Benelux-Union verfolgt das Projekt daher sehr aufmerksam und nimmt als Beobachter an unseren Gremien teil.

Die Benelux-Union könnte bald eine sehr wichtige Rolle bei der Koordinierung der Genehmigungs- und Bauphase des Einstein-Teleskops spielen. Der genaue Standort des Einstein-Teleskops im Grenzgebiet Belgien-Niederlande-Deutschland ist noch nicht bekannt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Detektor unter den Niederlanden und Belgien liegen wird. Wie bereits erwähnt, gibt es zwischen diesen beiden Ländern unterschiedliche Vorschriften, und innerhalb Belgiens gibt es auch eine Differenzierung zwischen Flandern und Wallonien in Bezug auf Raumplanung und Genehmigungen.

Die Benelux-Union verfügt über interessante Rechtsinstrumente, die eine grenzüberschreitende Harmonisierung bestimmter Vorschriften ermöglichen. Nicht nur die reiche Erfahrung der Benelux-Union, die zuständigen Behörden an einen Tisch zu bringen, sondern vor allem auch diese Instrumente können zu einem wichtigen Faktor für den Erfolg des Einstein-Teleskops werden. In der Tat ist das Einstein-Teleskop nicht nur ein wissenschaftliches Projekt, sondern auch ein großes Infrastrukturprojekt, da der Detektor in einem 30 km langen, 250 Meter unter der Erde liegenden Tunnelkomplex untergebracht werden soll. Die Benelux-Union könnte in Bezug auf die Vorschriften zur Nachhaltigkeit, den Transport des Erdaushubs, die Mobilität usw. behilflich sein.

Nicht umsonst wurde Benelux im Rahmen der Europäischen Union die Funktion eines lebenden Labors zugewiesen: Die transnationale Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ländern hat bereits zahlreiche grenzüberschreitende Projekte wesentlich unterstützt. Im Rahmen des Projekts könnte auch der so genannte Benelux-Verbund für territoriale Zusammenarbeit, eine spezifische Rechtsform der Benelux-Staaten, in Betracht gezogen werden. Für die Einbeziehung deutscher Partner in eine solche Rechtsform wäre jedoch der Beitritt Deutschlands zu dem entsprechenden Vertrag noch erforderlich.

Ich hoffe sehr, dass das Know-how, das wir durch dieses Projekt aufbauen, als Modell für künftige Zusammenarbeit dienen wird. Meiner Meinung nach sollte sich dies nicht nur auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit beschränken, bei der sehr enge Kontakte zwischen Verwaltungen und Wissenschaftlern innerhalb der Benelux-Union und mit NRW aufgebaut werden, sondern auch generell für große grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte. Auf jeden Fall ist das Einstein-Teleskop ein einzigartiges Projekt im Rahmen unserer transnationalen Zusammenarbeit, das sicherlich Auswirkungen auf die künftige Zusammenarbeit zwischen unseren drei Ländern haben wird.

Fazit

Das Einstein-Teleskop als transnationales Wissenschaftsprojekt umzusetzen ist zwar ein herausforderndes und ambitioniertes Vorhaben, bringt aber auch gerade im Falle der Grenzregion Belgien-Niederlande-Deutschland, die bereits über Erfahrung im Bereich grenzüberschreitender Zusammenarbeit verfügt, viele Chancen mit sich. Die Benelux-Länder als Laborraum Europas haben eine solches Projekt nicht nur vorbereitet, sondern unterstützen es auch, sodass Standortfaktoren, bestehende Verbindungen und Kooperationen bestmöglich ausgeschöpft werden können. Ob das Projekt Einstein-Teleskop tatsächlich in der Grenzregion umgesetzt werden wird, muss die Zukunft zeigen. Es kann aber festgestellt werden, dass die Planung dieses Messinstruments im Grenzgebiet bereits in dieser Antragsphase ein Meilenstein für grenzüberschreitende wissenschaftliche Zusammenarbeit ist und dass das große Potential für die einzelnen beteiligten Länder und vor allem für ihre Zusammenarbeit außer Frage steht.

Quellenverzeichnis

Nestler, Ralf: Tauziehen um das Einstein-Teleskop, 2023. URL: https://www.derstandard.de/story/3000000180381/tauziehen-um-das-einstein-teleskop. Letztmalig abgerufen am 25.08.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Einstein-Teleskop Überblick. URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Organisation und Zeitplan. URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/organisation-und-zeitplan/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Häufig gestellte Fragen. URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/haeufig-gestellte-fragen/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Regierung der Niederlande: Einstein-Teleskop hat nationale Priorität, 2025.URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/11/regierung-der-niederlande-einstein-teleskop-hat-nationale-prioritaet/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Neue Regierung Belgiens umarmt das Einstein-Teleskop, 2025.URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/04/neue-regierung-belgiens-umarmt-das-einstein-teleskop/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Auch Sachsen will das Einstein-Teleskop bauen. URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2024/12/06/auch-sachsen-will-das-einstein-teleskop-bauen/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Projektbüro Einstein Teleskop – Euroregion Maas-Rhein: Einstein-Teleskop als Kitt einer langfristigen Zusammenarbeit, 2025.URL: https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.

Tervooren, Jens: Der Blick zurück bis zum Urknall: Kommt das Einsteinteleskop?, 2024. URL: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/einstein-weltraum-teleskop-100.html. Letztmalig abgerufen am 06.06.2025.


[1] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[2] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[3] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[4] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[5] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/organisation-und-zeitplan/

[6] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[7] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/organisation-und-zeitplan/

[8] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/haeufig-gestellte-fragen/

[9] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/organisation-und-zeitplan/

[10] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/organisation-und-zeitplan/

[11] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/einstein-teleskop-ueberblick/

[12] Tervooren, Jens, Der Blick zurück bis zum Urknall: Kommt das Einsteinteleskop?, 2024. URL: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/einstein-weltraum-teleskop-100.html

[13] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/11/regierung-der-niederlande-einstein-teleskop-hat-nationale-prioritaet/

[14] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/11/regierung-der-niederlande-einstein-teleskop-hat-nationale-prioritaet/

[15] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/11/regierung-der-niederlande-einstein-teleskop-hat-nationale-prioritaet/

[16] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/11/regierung-der-niederlande-einstein-teleskop-hat-nationale-prioritaet/

[17] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/04/neue-regierung-belgiens-umarmt-das-einstein-teleskop/

[18] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/04/neue-regierung-belgiens-umarmt-das-einstein-teleskop/

[19] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2024/12/06/auch-sachsen-will-das-einstein-teleskop-bauen/

[20] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2024/12/06/auch-sachsen-will-das-einstein-teleskop-bauen/

[21] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2024/12/06/auch-sachsen-will-das-einstein-teleskop-bauen/

[22] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[23] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[24] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[25] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[26] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[27] https://www.einsteintelescope-emr.eu/de/2025/02/20/einstein-teleskop-als-kitt-einer-langfristigen-zusammenarbeit/

[28] s. bspw. Nestler, Ralf, Tauziehen um das Einstein-Teleskop, in: Der Standard 31.07.2023. via https://www.derstandard.de/story/3000000180381/tauziehen-um-das-einstein-teleskop.

[29] s. bspw. Nestler, Ralf, Tauziehen um das Einstein-Teleskop, in: Der Standard 31.07.2023. via https://www.derstandard.de/story/3000000180381/tauziehen-um-das-einstein-teleskop.

[30] Anmerkung: Das Interview wurde kurz nach den Bundestagswahlen 2025 geführt.

Bild von Jule Aufderbeck (Autor) & Sabine Schmitz (Betreuung)

Jule Aufderbeck (Autor) & Sabine Schmitz (Betreuung)

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