Gemeinschaft, Glaube, Gegenwart – Katholische und christliche Jugendorganisationen im Benelux-Raum

Inhaltsverzeichnis

Jugendorganisationen und -verbände bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten, sich weiterzuentwickeln und aktiv zu werden.  Sie spielen somit heute eine wichtige Rolle für das alltägliche (Sozial-)Leben. Nicht selten haben die Gruppen dabei kirchliche Wurzeln oder geben bis dato christliche Werte weiter. Welchen Stellenwert dabei vor allem katholische Jugendorganisationen im Benelux-Raum einnehmen und auf welche Weise sie sich – im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel und eine zunehmende Säkularisierung - entwickelt haben, wird im Laufe dieses Beitrags aufgezeigt!

Belgisches Pfadfindertum

Pfadfinder im Zeltlager in der Schweiz © Wikimedia Commons

Auffallend für Belgien ist die hohe Beteiligung der Kinder und Jugendlichen an Pfadfinderbewegungen: So gehören den fünf großen Pfadfinderverbänden in ganz Belgien über 150. 000 Jugendliche an.[1] Den Dachverband bildet die Gidsen- en Scoutsbeweging in België[2]. Innerhalb der Pfadfindergemeinschaft, das heißt in den verschiedenen Verbänden, gibt es deutliche christliche Orientierungen: Die flämische Gruppe Scouts en Gidsen Vlaanderen umfasste im Jahr 2023 ca. 80.000 Mitglieder und gilt als größte der fünf Verbände.[3] Ihren Grundstein legte George de Hasque, der im Jahr 1912 das Pfadfindertum nach Flandern brachte und die erste flämische Pfadfindergruppe gründete.[4] Diese entstand in der „Sint-Jacobsparochie te Antwerpen“[5] und hat einen römisch-katholischen Ursprung. Diese römisch-katholische Orientierung trug sie damals erkennbar in ihrem Namen:  Vlaams Verbond van Katholieke Scouts en Meisjesgidsen (VVKSM).[6] Erst zwei Jahre vorher hatte E.H.T. Petit die Pfadfinderbewegung in Belgien etabliert und schaffte „de eerste Belgische Scoutsgroep“[7].

Auch in der Wallonie spielen Pfadfindergruppen eine wichtige Rolle: So findet man dort beispielsweise die Guides Catholiques de Belgique (GCB) als römisch-katholische Gruppe mit mehr als 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – zu denen auch Kinder und Jugendliche aus der deutschsprachigen Gemeinschaft zählen.[8] Die Gruppe setzt darauf, den Kindern und Jugendlichen « une pause authentique »[9], also die Möglichkeit zu bieten, eine Auszeit vom Alltag zu nehmen – eben « une respiration active »[10] (frz.: ein aktives Durchatmen). Des Weiteren geht es dieser Gemeinschaft vor allem um die Vermittlung von Werten wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Loyalität und Autonomie. Sie verfolgt in ihrer pädagogischen, erzieherischen Funktion 10 Prinzipien, die auf die Grundsätze der Pfadfinderbewegung von Olave, Agnès et Robert Baden-Powell zurückgehen[11]:

-Être un Mouvement d’ouverture
-Porter et défendre des valeurs
-Proposer une éducation au sens des responsabilités
-Permettre la progression dans et par le groupe
-Être un Mouvement d’éducation par l’action
-Avoir confiance à priori dans l’enfant et le jeune
-Être un Mouvement bénévole
-Donner la priorité au « plus être » plutôt qu’au «plus avoir»
-Prendre une place active dans la société
-Permettre à chacun de vivre son chemin de Sens et de Foi[12]
-Eine Bewegung der Offenheit sein
-Werte tragen und verteidigen
-Eine Erziehung zum Verantwortungsbewusstsein vermitteln
-Fortschritte in und durch die Gruppe ermöglichen
-Eine Bewegung für Bildung durch Handeln sein.
-A priori Vertrauen in das Kind und die Jugendlichen haben -Eine Freiwilligenbewegung sein
-Die Priorität in „Mehr sein“ anstelle von „Mehr haben“ setzen
-Einen aktiven Platz in der Gesellschaft einnehmen
-Jedem/r ermöglichen, seinen/ihren Sinnes- und Glaubensweg auszuleben

Hier wird deutlich, dass die Bewegung neben anderen Zielen den Vorsatz verfolgt, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Werte mitzugeben. Auch der religiöse Einfluss lässt sich in den Prinzipien erkennen. Es geht in diesem Pfadfinderverein auch darum, den eigenen Glauben zu finden, zu stärken und dem der Mitmenschen respektvoll gegenüberzutreten.

 Außerdem gelten 10 sogenannte Gesetze, die vom Guide (Mitglied) befolgt werden sollen:

-Avoir du respect pour moi-même, les autres et le monde qui m’entoure
-Faire preuve de solidarité et participer à l’effort du groupe
-Faire confiance
-M’ouvrir à l’autre, l’accueillir et être à son écoute
-Partager mon enthousiasme
-Rendre service
-Faire preuve de loyauté, prendre mes responsabilités et tenir mes engagements
-Participer à la bonne entente au sein du groupe et créer des liens d’amitié
-Respecter la nature et la protéger
-Vivre mon chemin de Sens et de Foi, avec et par le groupe, en respectant celui des autres[13]
-Respekt vor mir selbst, anderen und der Welt um mich herumhaben
-Solidarität zeigen und sich an den Bemühungen der Gruppe beteiligen
-Vertrauen schenken
-Mich dem anderen gegenüber öffnen, ihn willkommen heißen und ihm zuhören
-Meine Begeisterung teilen
-Einen Dienst erweisen
-Loyalität zeigen, Verantwortung übernehmen und Verpflichtungen einhalten
-Zum guten Miteinander in der Gruppe beitragen und Freundschaften knüpfen
-Die Natur respektieren und sie schützen
-Meinen Sinnes- und Glaubensweg mit und durch die Gruppe leben und dabei den Weg der anderen respektieren[14]

Jeugdbewegingen in Vlaanderen

Neben den Pfadfindergruppen richten sich in Flandern auch die sogenannten Jeugdbewegingen an Kinder und Jugendliche. Diese existieren in Flandern seit Ende des 19. Jahrhunderts und setzten sich damals vor allem eins als Ziel: „d[as] Gruppenleben bei freiem Eintritt mit aktiver Beteiligung der Mitglieder und unter Anleitung der Jugendlichen selbst“[15]. Dieses Leitmotiv entwickelte sich im Zuge der Modernisierung des Verständnis von Jugendlichkeit: Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert „lebten die jungen Leute nach einer völlig abhängigen Kindheit und bevor sie verheiratet und unabhängig waren, in einer Situation der halben Abhängigkeit, unter einer ausgeprägten patriarchalischen Autorität“[16], was ein durch Familie und Arbeit bestimmtes Leben implizierte.

Das Loslösen aus diesen traditionellen Strukturen gelang der Jugend am Ende des 19. Jahrhunderts – zum einen durch ein zunehmend modernisiertes Umfeld, zum anderen durch „[n]eue gesellschaftliche Entwürfe und Ideale wie Liberalismus, Nationalismus und Sozialismus“ und soziale Partizipation.[17]

Daraus folgte die Entwicklung von frei zugänglichen Jugendgruppen, die eine neue „Jugendideologie“ hervorbrachte.[18] Konkret verfolgte dieser Denkansatz die folgenden vier Themen:

  • Die Jugend als Träger des Idealismus
  • Die Berufung, für eine bessere Welt zu arbeiten
  • Das Streben nach kompromissloser Authentiziät
  • Aktivismus im eigenen Verlangen nach großen Taten[19].

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich zudem der Begriff der Adoleszenz, der sich auf die Lebensphase zwischen 12 und 24 Jahren bezieht und „als eigenständige Lebensphase“[20] anerkannt wurde, während der vor allem die (Aus-)Bildung der Jugendlichen im Fokus stand.

Die Jeugdbewegingen sind bis heute bekannte Organisationen in Flandern, die wöchentliche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche anbieten. Sie zählen rund 270.000 Kinder, „die an einer Jugendbewegung teilnehmen“[21].  Diese Statistik zeigt, dass Jugendverbände für die Gemeinschaft von Gleichaltrigen in Flandern eine große Rolle spielen.

Der größte belgische Jugendverband ist die Chirojeugd Vlaanderen, die etwa 100. 000 Mitglieder umfasst.[22] Seinen Anfang fand der Verein bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts, damals als sogenanntes „Patronaat“.[23] Dieses gründete die Kirche aus der Arbeiterjugend heraus, also den Kindern und Jugendlichen, die in den Städten bereits in jungen Jahren in den Fabriken arbeiteten, um zu verhindern, „dass diese arme Arbeiterjugend den falschen Weg einschlagen würde“[24]. Zu dem Zeitpunkt hatten die Jugendlichen selbst wenig Einfluss auf das Geschehen in der Vereinigung, weshalb sie als „eine schützende Jugendbetreuung“[25] galt. Mit dem Ersten Weltkrieg gingen die Patronate zwar zurück, dennoch gelten sie als erste Idee der heutigen Chirobewegung – und auch anderer Verbände wie der KAJ.

Chirojeugd Jongensbond Sint-Rochus © Wikimedia Commons

Die KAJ (Kristelijke Arbeidersjongeren) wurde im Jahr 1925 in Belgien durch den römisch-katholischen Priester Joseph Cardijn gegründet und „wuchs schnell zu einem internationalen Netzwerk von Bewegungen heran“[26]. Sie beschreibt sie sich heute wie folgt:

Wij zijn de arbeidersjongeren van vandaag: werkzoekende jongeren of in een onzekere werksituatie, jongeren uit het algemeen, technisch, beroeps- of deeltijds onderwijs, jongeren die het thuis niet gemakkelijk hebben door hun gezinssituatie en armoede, jongeren die elders gepest worden en jongeren die uit een andere cultuur komen.[27]

Wir sind die heutige Arbeiterjugend: junge Menschen, die Arbeit suchen oder sich in einer prekären Arbeitssituation befinden, junge Menschen aus allgemeiner, technischer, beruflicher oder berufsbegleitender Ausbildung, junge Menschen, die es zu Hause aufgrund ihrer familiären Situation und Armut nicht leicht haben, junge Menschen, die anderswo gemobbt werden und junge Menschen, die aus einer anderen Kultur kommen.[28]

Flaggen flämischer Jugendbewegungen am Tag der Jugendbewegung in der Schule © Wikimedia Commons

Dabei verfolgt die Bewegung das Ziel, getreu dem Motto „Sehen-Urteilen-Handeln“[29], für eine bessere Gesellschaft zu sorgen und diese nachhaltig voranzubringen.

Allein in Belgien verfügt die KAJ über 33 Abteilungen in Ost- und Westflandern, Flämisch-Brabant, Brüssel, Antwerpen und Limburg.[30]

Jährlich veranstalten verschiedene flämische Jugendgruppen den Dag van de Jeugdbeweging. An diesem Tag, meistens kurz vor den Herbstferien, tragen die Kinder und Jugendlichen, die Mitglied in einer Jugendgruppe sind, ihre Uniformen in der Schule, um ihre Mitgliedschaft zu präsentieren. Dadurch sollen zusätzlich die in den Verbänden vermittelten Werte demonstriert werden.[31]

Fest steht: In Belgien gibt es heute eine große Vielfalt an Jugendorganisationen, die verschiedenen Strömungen zugeordnet werden können. Die Religion spielt, anders als im Kontext ihrer Entstehung, oft nur noch eine untergeordnete Rolle. Dennoch verfolgen sie bis heute ähnliche Ziele: den Jugendlichen Entwicklungsräume zu schaffen und sie dabei zu unterstützen, Verantwortung zu übernehmen, und sie somit dahingehend zu fördern, Teil einer Gemeinschaft sein zu können.[32]

Entstehung der Jugendbewegungen in den Niederlanden

Den Beginn der Jugendbewegungen in den Niederlanden markiert die Entstehung einer „spezifischen Jugendlichkeit“[33] um 1900. Diese entstand aus der Unzufriedenheit mit den vorherrschenden sozialen Verhältnissen und der Sehnsucht nach einer neuen Gemeinschaft. Darüber hinaus hatten die Jugendlichen das Verlangen nach Abgrenzung von den älteren Mitgliedern der Gesellschaft.[34]

Letzteres motivierte auch die Gründung des Nederlandsch Jongelings Verbond (kurz NJV): Dieser wurde bereits im Jahr 1853 gegründet und stellte anfangs eine Jugendbewegung für junge Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren dar[35] – überwiegend aus christlich-orthodoxen Kreisen[36]. Ger J. Harmsen geht auf die Tatsache ein, dass für Jugendliche, die christlich-konservativ sozialisiert waren, die in diesem Verein herrschende Gleichberechtigung zunächst ungewohnt war:

Ein Junge in der Uniform einer niederländischen katholischen Jugendbewegung © Wikimedia Commons

Zijn de jongens opgegroeid in een echt ouderwets-christelijk gezin, met al zijn deugden, maar ook zijn grote beperktheid van blik, dan is elk spooftje (sic) verenigingsleven, van zelf-samen-een-avond-maken, een aantrekkelijk iets, dat voor hen veel meer betekent dan een ander zich kan voorstellen, die uit een milieu komt, waar méér vatbaarheid is voor „cultuur” op verschillend gebied en minder angstvalligheid in het nódige, maar vaak star toegepaste waken voor „gelijkvormigheid” met de wereld. Wie de strenge, soms wel eens ijzig-harde tucht kent van de door mij bedoelde christelijke gezinnen, kan zich voorstellen hoe de jonge mensen zich voelen wanneer zij eens een avond grotendeels als gelijken onder elkaar zijn en samen hun avond maken[37]

Wenn die Jungen in einer wirklich altmodischen christlichen Familie aufgewachsen sind, mit all ihren Tugenden, aber auch ihrer großen Engstirnigkeit, dann ist jeder kleine Spur vom Vereinsleben, vom gemeinsamen Gestalten des Abends, eine reizvolle Sache, die ihnen viel mehr bedeutet, als sich jemand vorstellen kann, der aus einer Umgebung kommt, in dem eine größere Aufgeschlossenheit für „Kultur” in verschiedenen Bereichen und weniger Angst vor der notwendigen, aber oft starr angewendeten Wachsamkeit gegenüber der „Konformität“ der Welt herrscht. Wer die strenge, manchmal eisige Disziplin der erwähnten christlichen Familien kennt, kann sich vorstellen, wie sich junge Menschen fühlen, wenn sie einen Abend als Gleichberechtigte miteinander verbringen.[38]

Im Laufe der Jahrzehnte wurde wiederholt der Name des Vereins geändert und 1958 erfolgte dann eine Fusion mit dem Mädchenverein CJVF.[39] Diese Fusion führte zur Gründung des Christelijk Jongeren Verbond (CJV). Im Jahr 1995 wurde dann der Name YMCA Nederland (Young Men’s Christian Association) gewählt, unter dem der Verein bis heute als überkonfessionelle Vereinigung existiert.

Heute übernimmt die Organisation in circa 250 Orten der Niederlande die lokale Jugendarbeit. Die Gemeinden arbeiten dabei individuell und haben ihren ganz eigenen Charakter. Das Programm und Angebot variiert von Bastel- und Sportaktionen über Musizieren bis hin zu (Auslands-)Reisen. [40] Dabei verfolgt die Gruppe das Ziel, jungen Menschen einen Ort zur Verfügung zu stellen, „an dem sie sich zu Hause fühlen und sich entfalten können“[41]. Der christliche Bezug liegt in der Vermittlung „von den Normen und Werten […], die sich aus dem Evangelium ableiten“[42] und soll den Kindern und Jugendlichen bei der persönlichen Identitätsentwicklung helfen.

Der katholische Einfluss auf die Jugend in Luxemburg

Auch in Luxemburg gibt es verschiedene Angebote für Kinder und Jugendliche, an Jugendorganisationen teilzunehmen. Die folgenden zwei haben dabei einen erkennbaren katholischen Fokus. In Luxemburg dominiert der Katholizismus die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung (Stand 2023: rund 85% der Konfessionsangehörigen). Folglich „hat Luxemburg eine überwiegend katholische Bevölkerung und tief verwurzelte katholische Traditionen“[43]

Der Verband LuxYouth hat sich im Erzbistum Luxemburg gegründet und bietet ein vielfältiges, organisiertes Programm für die Jugend an: So bietet der Verband allein im Jahr 2025 einen Kreuzweg zu Ostern, gemeinsames Pilgern, eine Wallfahrt nach Rom und eine Pilgerfahrt nach Thailand an.[44] Dabei verfolgt die Bewegung ein Leitmotiv, das sie wie folgt beschreiben: « Notre mission est d’être au service de vous et de l’église. Que la foi grandisse dans le coeur des personnes que nous rencontrons. »[45]( Übersetzt: „Unsere Mission ist es, euch und der Kirche zu dienen. Möge der Glaube in den Herzen der Menschen, denen wir begegnen, wachsen.“) Hier ist demnach ein deutlicher Bezug zum christlichen Glauben erkennbar.

Des Weiteren gibt es in Luxemburg den MEJ (Mouvement Eucharistique des Jeunes) – ebenfalls eine Jugendorganisation, die auf den Grundzügen des christlichen Glaubens fußt. [46] Diese Bewegung hat jesuitische Wurzeln und verfolgt ein ignatianisches Glaubensbild. Die Gruppe benennt folgende Weisungen als wichtige Werte ihrer Gemeinschaft: « T’ouvrir à Dieu et au monde en apprenant à regarder ta vie et à poser des choix »[47] („Dich Gott und der Welt öffnen, indem Du lernst, dein Leben zu betrachten und Entscheidungen zu treffen“) und « Mieux comprendre les écritures et la foi de l’Eglise »[48] („Die Schriften und den Glauben der Kirche besser verstehen“). Damit drücken sie ihren katholischen Bezug aus und vermitteln religiöse Inhalte und Wertvorstellungen. Auch sprechen sie von einer „brüderlichen Welt“[49], was ihr Engagement in Hinblick auf ein Aufeinandertreffen von Jugendlichen, die die gleichen Werte teilen, ihren Glauben leben und darüber in Austausch treten möchten, zeigt.

Verantwortung und Aufarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart

In der Interaktion mit Kindern und Jugendlichen in den Jugendorganisationen ist, besonders im Hinblick auf letzte Entwicklungen und die Aufdeckung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Europa, ein kritischer Blick unerlässlich. 

Vor diesem Hintergrund hat die Interdiözesane Kommission für Katechese und Katechumenat (CICC) des französischsprachigen Teil Belgiens, die der belgischen Bischofskonferenz untersteht, darauf verwiesen, dass das Miteinander in den Jugendgemeinschaften auf einem sensiblen Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz erfolgen muss, um Grenzüberschreitungen zu verhindern.[50] Sie stellt klar: « Une culture de la vigilance s’impose pour lutter efficacement contre ce type d’abus [sexuel] » („Es bedarf einer Kultur der Wachsamkeit, um diese Art von [sexuellem] Missbrauch wirksam bekämpfen zu können“). [51] Die CICC deutet hier auf mögliche Schattenseiten des Engagements der Kirche im Bereich der Jugendarbeit hin, auf die in sensibler Form aufmerksam gemacht werden sollte.

Darüber hinaus unterstreicht sie: « Le souci majeur de l’acteur pastoral, dans chacune de ces situations, doit être la protection de l’enfant ou du jeune. » („Die Hauptsorge des pastoralen Mitwirkenden muss in jeder dieser Situationen der Schutz des Kindes oder des Jugendlichen sein.“)[52] Damit wird auf die Wichtigkeit des Schutzes der Kinder und Jugendlichen verwiesen, – auch in Jugendorganisationen oder -vereinen, der eine Wachsamkeit aller Mitglieder und Verantwortlichen impliziert.

Glaube trifft Jugend

Zusammenfassend steht fest, dass die religiöse Lehre, historisch begründet, einen Grundpfeiler der beschriebenen Jugendorganisationen darstellt. Christliche Werte bilden das Fundament zahlreicher Satzungen dieser Vereine und werden im Miteinander gelebt. Im Hinblick auf ein weitgehend säkularisiertes Europa, spielt die Religion in den Organisationen heute eine untergeordnete Rolle, dennoch ist sie für das beschriebene Vereinsleben unerlässlich.[53] Die Vereine haben das Ziel, es den Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, eine eigene Identität aufzubauen, den eigenen Glauben zu entdecken und zu erweitern und dabei enge Bekannt- und Freundschaften zu knüpfen.

Dass dabei alle Organisationen   durch diese Wertevermittlung zur Schaffung einer besseren Welt beitragen wollen, soll ein tiefes, durch den Glauben geprägtes, Vertrauen in das Miteinander und die Gesellschaft vermitteln und schenkt den Jugendlichen Perspektiven.

Quellen

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Chiro: „De Chiro in Weetjes en Cijfers“, auf: chiro.be, URL:  https://chiro.be/sites/default/files/page_migrate/chiroinweetjesencijfers.pdf [zuletzt am 29.07.2025].

deutschlandfunk.de: „Säkulares Europa – Verweltlichung und Glaubenstradition, Deutschlandfunk“, auf: deutschlandfunk.de, URL: https://www.deutschlandfunk.de/saekulares-europa-verweltlichung-und-glaubenstradition-100.html [zuletzt am 29.07.2025].

 Gevers, Lieve; Vos, Louis (o.D.): Geschiedenis van opvoeding, onderwijs en vorming. Jeugdbewegingen in Vlaanderen: een historisch overzicht: K.U.Leuven, S. 59-70.

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YMCA, „Visie en Missie“, auf: ymca.nl, URL: https://ymca.nl/vereniging/visie-missie/ [zuletzt am: 03.06.2025].


[1] Guides et Scouts en Belgique, « Jeunes d’un siècle… Tant d’années, et toujours à la page », 2007, auf : scouting2007.be, URL : http://www.66sgp.net/documents/respo_docs/respo_folder_100.pdf [zuletzt am 29.07.2025].

[2] Ebd.

[3] Vgl. Ledenaantallen verenigingen, auf: Vlaanderen.be, URL: https://www.vlaanderen.be/statistiek-vlaanderen/cultuur-en-vrije-tijd/ledenaantallen-verenigingen [zuletzt am: 29.07.2025].

[4] Uitgebreide geschiedenis | Scouts en Gidsen Vlaanderen, „Scouts En Gidsen Vlaanderen“, auf: scoutsengidsenvlaanderen.be, URL: https://www.scoutsengidsenvlaanderen.be/over-scouts-en-gidsen-vlaanderen/geschiedenis/uitgebreide-geschiedenis [zuletzt am 29.07.2025].

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Les Guides, „Les plus belles perspectives t’attendent ici“, auf : guides.be, URL : https://www.guides.be/ [zuletzt am : 03.06.2025]. 

[9] Ebd.

[10] Ebd.

[11] Begründer und Mitbegründerinnen der weltweiten Pfadfinderbewegung

[12] Les Guides, „Notre projet“, auf: guides.be, URL: https://www.guides.be/notre-projet [zuletzt am: 03.06.2025].

[13] Les Guides, „Notre projet“, auf: guides.be, URL: https://www.guides.be/notre-projet [zuletzt am: 03.06.2025].

[14] Übersetzung durch Clara Wantzelius.

[15] Vos, Louis, „Jeugdbeweging“, 2024, auf: encyclopedievlaamsebeweging.be, URL: https://encyclopedievlaamsebeweging.be/nl/jeugdbeweging [zuletzt am: 03.06.2025].

[16] Vos, Louis, „Jeugdbeweging“, 2024, auf: encyclopedievlaamsebeweging.be, URL: https://encyclopedievlaamsebeweging.be/nl/jeugdbeweging [zuletzt am: 03.06.2025].

[17] Ebd.

[18] Ebd.

[19] Ebd.

[20] Ebd.

[21] Nws, Vrt: „Wie is nu eigenlijk de grootste, de oudste en de duurste? En waar in Vlaanderen zijn ze het populairst? Onze jeugdbewegingen in cijfers“, 2024, auf: vrt.be, URL: https://www.vrt.be/vrtnws/nl/2024/10/15/dag-van-de-jeugdbeweging-cijfers-gemeente-scouts-chiro-ksa/ [zuletzt am 29.07.2025].

[22] Chiro: „De Chiro in Weetjes en Cijfers“, auf: chiro.be, URL:  https://chiro.be/sites/default/files/page_migrate/chiroinweetjesencijfers.pdf [zuletzt am 29.07.2025].

[23] Vgl. Chiro, „Het Patronaat“, auf: chiro.be, URL: https://chiro.be/node/615356 [zuletzt am: 03.06.2025].

[24] Chiro, „Het Patronaat“, auf: chiro.be, URL: https://chiro.be/node/615356 [zuletzt am: 03.06.2025].

[25] Ebd.

[26] Otheo, „KAJ viert honderdste verjaardag: strijd voor sociale rechtvaardigheid duurt voort“, 2025, auf: otheo.be, URL: https://www.otheo.be/nieuws/kaj-viert-honderdste-verjaardag-strijd-sociale-rechtvaardigheid-duurt-voort [zuletzt am: 03.06.2025].

[27] KAJ, „Over ons“, auf: kaj.be, URL: https://kaj.be/over-ons [zuletzt am: 03.06.2025].

[28] Übersetzt auf der Internetseite der KAJ: https://kaj.be/over-ons.

[29] KAJ, „Over ons“, auf: kaj.be, URL: https://kaj.be/over-ons [zuletzt am: 03.06.2025].

[30] Vgl. KAJ, „Afdelingen“, auf: kaj.be, URL: https://kaj.be/afdelingen [zuletzt am: 03.06.2025].

[31] Vgl. Wikipedia, „Dag van de Jeugdbeweging“, 2024, auf: wikipedia.org, URL: https://nl.wikipedia.org/wiki/Dag_van_de_Jeugdbeweging [zuletzt am: 03.06.2025].

[32] Vgl. Gevers, Lieve; Vos, Louis (o.D.): Geschiedenis van opvoeding, onderwijs en vorming. Jeugdbewegingen in Vlaanderen: een historisch overzicht: K.U.Leuven, S. 59-70.

[33] Wikipedia, „Jeugdbeweging in Nederland“,2024, auf: wikipedia.org, URL: https://nl.wikipedia.org/wiki/Jeugdbeweging_in_Nederland [zuletzt am: 03.06.2025].

[34] Vgl. Harmsen, G.J.: „Blauwe en rode jeugd“, 1961, auf: archive.org, URL:  https://archive.org/details/harmsen-blauwe-en-rode-jeugd/page/2/mode/2up?view=theater [zuletzt am 29.07.2025].

[35] Vgl. Harmsen, G.J.: „Blauwe en rode jeugd“, 1961, auf: archive.org, URL:  https://archive.org/details/harmsen-blauwe-en-rode-jeugd/page/2/mode/2up?view=theater [zuletzt am 29.07.2025].

[36] Ebd.

[37] Harmsen 1961, S. 21

[38] Übersetzt von  Clara Wantzelius.

[39] Vgl. Wikipedia, „Nederlandsch Jongelings Verbond“, 2024, auf: wikipedia.org, URL: https://nl.wikipedia.org/wiki/Nederlandsch_Jongelings_Verbond [zuletzt am: 03.06.2025].

[40] Vgl. YMCA, „‘Jongeren ontwikkelen voor een betere samenleving’“, auf: ymca.nl, URL: https://ymca.nl/ymca-jeugdwerk/ [zuletzt am: 03.06.2025].

[41] YMCA, „Visie en Missie“, auf: ymca.nl, URL: https://ymca.nl/vereniging/visie-missie/ [zuletzt am: 03.06.2025].

[42] Ebd.

[43] Luxtoday, „Religionen in Luxemburg“, auf: luxtoday.lu, URL: https://luxtoday.lu/de/blog/religion-in-luxemburg [zuletzt am: 03.06.2025].

[44] Vgl. LuxYouth, „Programme LuxYouth 2025“, auf: luxyouth.lu, URL: https://www.luxyouth.lu/agenda [zuletzt am: 03.06.2025].

[45] LuxYouth, „Mission “, URL: https://www.luxyouth.lu/ [zuletzt am: 03.06.2025].

[46] Vgl. MEJ, „Le MEJ, une perle de la spiritualité Ignatienne, auf : christ-roi.lu, URL : https://www.christ-roi.lu/mej [zuletzt am: 03.06.2025]. 

[47] MEJ, „Le MEJ, une perle de la spiritualité Ignatienne“, auf : christ-roi.lu, URL : https://www.christ-roi.lu/mej [zuletzt am : 03.06.2025]. 

[48] Ebd.

[49] Ebd.

[50] Vgl. La Commission Interdiocésaine pour la Protection des Enfants et des Jeunes : « du tabou à la prévention », 2014, auf : cathobel.be, URL : https://www.cathobel.be/wp-content/uploads/2016/02/Brochure-Du-Tabou-a-la-Prevention-F.pdf [zuletzt am 29.07.2025].

[51] La Commission Interdiocésaine pour la Protection des Enfants et des Jeunes 2014, S.8

[52] La Commission Interdiocésaine pour la Protection des Enfants et des Jeunes 2014, S.7

[53] deutschlandfunk.de: „Säkulares Europa – Verweltlichung und Glaubenstradition, Deutschlandfunk“, auf: deutschlandfunk.de, URL: https://www.deutschlandfunk.de/saekulares-europa-verweltlichung-und-glaubenstradition-100.html [zuletzt am 29.07.2025].

Bild von Clara Wantzelius (Autorin) & Sabine Schmitz (Betreuung)

Clara Wantzelius (Autorin) & Sabine Schmitz (Betreuung)

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