Die Partizipation der Benelux-Länder an den Weltausstellungen
Die Weltausstellungen stellen seit dem Jahr 1851 eine hervorragende Möglichkeit dar, das internationale Zeitgeschehen, die individuelle Entwicklung einzelner Länder sowie die kulturellen, sozialen und ökonomischen Veränderungen in der Welt zu beobachten. Auch die Benelux-Länder zeigten eine rege Teilnahme an den Weltausstellungen und zeichnen sich durch ihre ganz individuelle Teilnahme an den Weltausstellungen aus. Diese Perspektive bietet die Chance, den historischen Wandel der drei Länder sowie den Geschehnissen in der Welt zu verbinden und einzuordnen. Speziell wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung der einzelnen Länder auf kultureller, sozialer und politischer Ebene deutlich.
Im Jahr 1851 fand die erste Weltausstellung in London statt. Der Ort der Ausstellung war der Hyde Park, hier wurde anlässlich zu der Ausstellung der luxuriöse und imposante „Crystal Palace“ errichtet und das Thema der Ausstellung lautete „Works of Industrys of All Nations“. Insgesamt gab es 25 Länder, welche an der ersten Weltausstellung teilnahmen. Bei dieser ersten wichtigen Ausstellung nahmen Belgien, Luxemburg und die Niederlande bereits teil und setzten damit einen wichtigen Grundstein für die Teilnahme an den weiteren Weltausstellungen. Luxemburg nahm gemeinsam mit dem Zollverein an dieser Weltausstellung teil und unter den Ausstellern waren insgesamt sechs Luxemburger, welche unter Anderem ihre handgefertigten Produkte präsentierten: Schuhe, Keramiken, Handschuhe, Teppiche, Kleidung und Geschmiedetes. Belgien stellte ebenfalls einige seiner Manufakturen aus und zeigte seine Innovationen. Die Niederlande hingegen bekamen nur einen sehr kleinen Ausstellungsplatz und präsentierten dort ihre Produktauswahl.[1] Die erste Weltausstellung war ein großer Erfolg und stellte für die teilnehmenden Länder eine große Möglichkeit dar, sich durch verschiedene Kategorien und Merkmale in der Welt zu zeigen.
Im Jahr 1855 fand die Weltausstellung in Paris mit dem Titel «L’exposition universelle des produits de l’agriculture, de l’industrie et des beaux-arts» statt und Luxemburg nahm erneut im Zusammenhang mit dem Zollverein an der Ausstellung teil.[2] Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Flagge Luxemburgs das erste Mal mit auf der Flagge der Niederlande. Die Rahmenbedingungen der Weltausstellungen veränderten sich im Laufe der Jahre, so lag zu Beginn der Fokus der Ausstellungen besonders auf den Innovationen der Länder. Dementsprechend veränderten sich auch die Pavillons der Aussteller: Zu Beginn zeigte die Größe der Pavillons besonders die Relevanz einiger Innovationen, ab 1876 durften die teilnehmenden Länder ihre Pavillons in ihrem eigenen Stil errichten.[3] Bei dieser Weltausstellung, welche in Paris stattfand, bekam Luxemburg das erste Mal einen eigenen Abschnitt, welcher sich geografisch zwischen Belgien und den Niederlanden befand, und zeigte sich somit als ein unabhängiges Land. Die Niederlande präsentierten bei der Weltausstellung in Paris 1889 nicht nur Innovationen, sondern auch ihre indischen Kolonien und damit verbundenen Künste und Gegenstände.[4]
1897 war das Jahr, indem die erste Weltausstellung in Belgien, nämlich in Brüssel stattfand. Der Titel der Ausstellung lautete „Modern life“ und es nahmen 26 Länder an der Ausstellung teil. Bei dieser Ausstellung ging es besonders um die Präsentation von Innovationen und der Darstellung des sozialen Lebens und der Wirtschaft. Am wichtigsten war jedoch die Darstellung einer neuen Kunstform, welche diese Weltausstellung sehr prägte und dazu führt, dass sich diese Kunstform in der ganzen Welt verbreitete. Der Luxemburger Pavillon aus dem Jahr 1900 war aus Holz und Gips hergestellt und erinnerte besonders an den Grand Ducal Palace und das Chateau de Mansfeld. 25 Jahre später kreierte Luxemburg einen 200m2 großen Rosengarten als nationales Zeichen.[5]
Das Jahr 1905 war nicht nur der Moment der Weltausstellung in Liège sondern auch der 75. Geburtstag der Unabhängigkeit Belgiens und damit ein besonderer Anlass für die Belgier eine Weltausstellung auszurichten.

© Saskia Vandenbussche
Besonders zu Beginn des 1900 Jahrhunderts gewann Belgien an internationaler Anerkennung und wurde durch sein industrielles Wachstum und den Erfolg der Weltausstellungen bekannter. Aus diesem Grund nutzte Belgien 1910 die Möglichkeit einer weiteren Ausstellung in Brüssel dazu, sich politisch zwischen Deutschland, dem vereinigtem Königreich und Frankreich zu positionieren.[6] Der Fokus dieser Weltausstellung lag besonders auf dem Thema der Kolonialisierung und die Besucher*innen hatten die Möglichkeit, die (zu dieser Zeit noch aktuellen) Kolonien kennenzulernen. In Gent fand im Jahr 1913 die letzte europäische Weltausstellung vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges statt. Bei dieser Ausstellung kamen besonders viele internationale Aussteller*innen zusammen und sie trug aus diesem Grund einen ganz besonderen Erfolg.

Mit der Gründung des „Bureau international des Expositions“ im Jahr 1928 bekam die Zielsetzung und der Umfang der Weltausstellungen eine umfassendere Perspektive, denn ab dem Jahr 1994 legte das BIE fest, dass die Ausstellungen nicht nur ein Ort der Darstellung von Kunst, Kultur, Sprache und Innovation, sondern auch ein Ort sein sollten, an dem die Geschehnisse der sich immer stetig verändernden Welt eingefangen und festgehalten werden sollten.[7] Ab 1930 zeigte Luxemburg nicht nur die industrielle und innovative Rolle des Landes: Während der Weltausstellung 1933 in Chicago zeigte Luxemburg zum ersten Mal seine Relevanz als ein internationales Finanzzentrum. Belgien präsentierte sich mit einem selbst erbauten belgischen Dorf, welches das Land in verschiedenen Bereichen widerspiegelte. 1935 fand in Brüssel die erste Weltausstellung statt, welche offiziell durch das BIE organisiert wurde. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag besonders darin, den Menschen in einer wirtschaftlichen und sozialen schwerwiegenden Lage neue Hoffnung und Orientierung zu schenken. Die Weltausstellung im Jahr 1937 in Paris fand ebenfalls zu einem Zeitpunkt vieler ökonomischer und sozialer Spannungen statt. Belgien und auch Luxemburg präsentierten kulturelle Errungenschaften, Künste und Innovationen ihres Landes.[8]
Im Jahr 1939 fand in New York die nächste Weltausstellung statt. Gleichzeitig gab es in Liège eine weitere kleinere Ausstellung, bei welcher insgesamt acht Länder teilnahmen, unter ihnen Deutschland, Frankreich, Norwegen, Ägypten, Schweden, Luxemburg und die Niederlande. Bei dieser Weltausstellung wird bereits deutlich, wie eng sich die Benelux-Länder bereits vernetzt hatten. Leider wurde diese Ausstellung durch den zweiten Weltkrieg vorzeitig beendet. Nach dem zweiten Weltkrieg fand im Jahr 1958 in Brüssel die nächste Weltausstellung „For a more human world“ statt. Diese Weltausstellung war von hoher Bedeutung für die Gesellschaft, da sie ein Zeichen für neue Perspektiven, Freiheit und Wiederaufbau waren. Bei dieser Ausstellung lag der Fokus des luxemburger Pavillons besonders auf der Stahlproduktion. In diesem Jahr wurde außerdem der erste Benelux-Vertrag unterzeichnet und die Weltausstellung bot eine gute Möglichkeit, ein wichtiges Zeichen auf geopolitischer Ebene zu setzen und Luxemburg zeigte sich im Rahmen dieser Weltausstellung als wichtiges Mitglied der Benelux-Union.

Insgesamt war diese Weltausstellung sehr wichtig für die Nachkriegszeit und die Perspektiven für die Zukunft. Das Atomium ist eines der Ergebnisse der Weltausstellung von 1958 und steht bis heute noch für diesen besonderen Zeitpunkt.[9][10]
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass alle drei Länder eine aktive Teilnahme an den Weltausstellungen hatten und die jeweiligen Pavillons mit unterschiedlichen Ausstellungsgegenständen und Themen gefüllt waren. An der Positionierung der Pavillons und der Größe der Ausstellungsflächen wird unter anderem deutlich, wie sich die Beziehung der Länder untereinander verändert hat. Besonders bemerkenswert ist, dass Luxemburg an sehr vielen Weltausstellungen teilgenommen hat und ein breites Spektrum an Ausstellungsmaterial präsentierte, obwohl es keine Ausstellung in Luxemburg gab. Dies untermalt besonders die Relevanz Luxemburgs für Europa auf politischer und ökonomischer Ebene.
Quellenverzeichnis
Abel-Esslingen, Nadine, « Le Luxembourg et les Expositions Universelles et internationaux », in : Bibliothèque nationale du Luxembourg (11.11.2021), URL : https://bnl.public.lu/fr/a-la-une/a-la-loupe/2021/le_luxembourg_et_les_expositions.html, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
Ageorges, Sylvain, « Sur les traces des Expositions Universelles Paris, 1855-1937 », in : Parigramme (15.09.2022)URL : https://www.expositions-universelles.fr/index.html, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
Belgian Commission General for International Exhibitions, « La Belgique aux expositions », in : Belexpo, URL : https://belexpo.be/fr/expositions-pr%C3%A9c%C3%A9dentes, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
Briault, Corinne, « Cover Story World Expo Dubai 2020 », in: Chambre de Commerche du Grand-Duché de Luxembourg, Merkur, Mai Juni 2022, Luxemburg, S.42-53. URL : https://www.cc.lu/toute-linformation/publications/detail/cover-story-world-expo-dubai-2020 , zuletzt aufgerufen am 04.06.2024
Worlfairs forum – Expositions universelles et spécialisées, in : « Worlfairs forum – Expositions universelles et spécialisées », URL : https://www.worldfairs.info/, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
[1] Abel-Esslingen, Nadine, « Le Luxembourg et les Expositions Universelles et internationaux », in : Bibliothèque nationale du Luxembourg (11.11.2021), URL : https://bnl.public.lu/fr/a-la-une/a-la-loupe/2021/le_luxembourg_et_les_expositions.html, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
[2] Ebd.
[3] Briault, Corinne, « Cover Story World Expo Dubai 2020 », in: Chambre de Commerche du Grand-Duché de Luxembourg, Merkur, Mai Juni 2022, Luxemburg, S.42-53. URL : https://www.cc.lu/toute-linformation/publications/detail/cover-story-world-expo-dubai-2020 , zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
[4] Ageorges, Sylvain, « Sur les traces des Expositions Universelles Paris, 1855-1937 », in : Parigramme (15.09.2022)URL : https://www.expositions-universelles.fr/index.html, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
[5] Briault, Corinne (2022)
[6] Belgian Commission General for International Exhebitions, « La Belgique aux expositions », in : Belexpo, URL : https://belexpo.be/fr/expositions-pr%C3%A9c%C3%A9dentes, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.
[7] Ebd.
[8] Ebd.
[9] Ebd.
[10] Worlfairs forum – Expositions universelles et spécialisées, in : « Worlfairs forum – Expositions universelles et spécialisées », URL : https://www.worldfairs.info/, zuletzt aufgerufen am 04.06.2024.