2025  – Strategische Partnerschaft zwischen Flandern und NRW

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Am 27.06.2025 haben NRW und Flandern eine gemeinsame Regierungserklärung unterzeichnet. Zu den vereinbarten Zielen zählen zum einen ökomische Kooperationen, zum anderen eine Zusammenarbeit auf kultureller Ebene. Dieser Artikel beschreibt im Detail, welche Maßnahmen geplant sind: Dies betrifft u. a. eine Forcierung von Zukunftstechnologien und eine Förderung des Lernens des Niederländischen bzw. Deutschen als Fremdsprache.

Das Niederländische als gemeinsame Verkehrs- und Handelssprache: dieses Ziel könnte in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Zur Verstärkung der bereits bestehenden engen wirtschaftlichen, energietechnischen und kulturellen Kooperationen haben Matthias Diependaele, Ministerpräsident von Flandern, und Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, am 27.06.2025 eine gemeinsame Regierungserklärung unterzeichnet. Auch die Niederlande werden Teil der Kooperation und damit im wahrsten Sinne des Wortes „mit im Boot“ sein.

Der Antwerpener Hafen als Drehscheibe europäischer Logistik


Schauplatz der kürzlich abgehaltenen Regierungsgespräche war der Antwerpener Hafen, bedeutender Verkehrsknotenpunkt Europas und historisches Symbol für gemeinsame ökonomische Unternehmungen Flanderns und Nordrhein-Westfalens, wo sich wiederum mit dem Duisport der zentrale Logistikhub in Mitteleuropa befindet. Im Antwerpener Hafenhaus einigten sich die beiden Ministerpräsidenten auf eine im engen Austausch zu realisierende Forcierung von Innovation und Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz, Photonik, Wasserstofftechnik und Halbleiter. Mit den verabschiedeten Rahmenbedingungen möchten die Akteure gemeinsam Anstrengungen zur Lösung entscheidender Herausforderungen unserer Zeit, wie der Förderung erneuerbarer Energiequellen, unternehmen und damit einen Beitrag zu einem nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaftswachstum leisten. Der Antwerpener Hafen als Drehscheibe europäischer Logistik spielt in diesem Sinne eine Schlüsselrolle, können doch auf diesem Wege für die Produktion notwendige Mengen an Wasserstoff importiert und schließlich unter Einbindung des Duisport in Europa weiter verteilt werden. Auch stärken die neu entstandenen Seewege, Pipelines und Energieinfrastrukturen Industrie und Sicherheit, was den Bürgern und Unternehmen aus Flandern und Nordrhein-Westfalen, aber auch der gesamten Region, zugutekommt. Im Fokus steht hier eine dichtbesiedelte Zone, die sogenannten Blaue Banane, ein zentraler europäischer Wirtschaftraum in dessen Zentrum sich der Benelux-Raum befindet. Diependaele hebt hervor, dass die strategische Partnerschaft auf eine resiliente und wettbewerbsfähige Zukunft zielt. Nicht zuletzt stärkt diese Kooperation die Sicherheit in den Regionen und darüber hinaus: Industrie, Energiegewinnung und auch der Frieden in Europa sollen durch eine Verbesserung in puncto Wirtschaftsleistung und Innovation abgesichert werden. Dies bezieht eine Stärkung der Verteidigungsindustrie und der Zusammenarbeit zwischen der NATO und der EU ausdrücklich mit ein.

@Belz

Gemeinsame Zukunftsforschung im Herzen Europas

Zu diesem Zweck intensivieren Flandern und Nordrhein-Westfalen u. a. ihre Zusammenarbeit im Bereich bedeutender Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Wasserstofftechnologie. Wie Wüst betont, seien beide Regionen „key drivers“ in Bezug auf Innovationen in diesen Bereichen und daher für eine entsprechende, grenzüberschreitende Kooperation prädestiniert. Ein Beispiel für derartige gemeinsame Forschungen ist das von den Niederlanden, Flandern und NRW ins Leben gerufene Einsteinteleskop, das als europäisches Großprojekt in Aachen, Lüttich und Maastricht angesiedelt wurde und durch die unterirdische Messung von Gravitationswellen nach Antworten auf grundlegende astrophysikalische Fragen sucht. Hierzu findet sich ein interessanter Artikel auf unserem BeneluxNet.

Die Ausführungen der beiden Ministerpräsidenten macht deutlich, wie eng die im Juni geschlossene Regierungsvereinbarung mit europäischen Fragen verbunden ist. Ziel der gemeinsamen Kooperation ist, wie beide Regierungsvertreter betonen, insbesondere auch die Förderung des Verständnisses der jeweils anderen Sprache und Kultur. Nur durch die Vermittlung kulturellen Wissens und Verständnisses im Rahmen von Hochschulen, Schulen und Kultureinrichtungen kann ein profunder Austausch auch über das Wirtschaftliche hinaus entstehen, um die gemeinsamen Beziehungen zu erhalten und zu festigen. In diesem Sinne ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten des interlinguistischen und interkulturellen Transfers: Niederländischunterricht in Deutschland, Deutschunterricht in Flandern und die Vermittlung kulturhistorischen Wissens über die Partnerregion sind das zentrale Fundament, damit die ökonomischen Verbindungen auch in Zukunft weiter Bestand haben und nachhaltig in den Kulturen verankert sind.

Grenzüberschreitender Kulturaustausch

Auch in Bezug auf gemeinsame europäische Werte besteht die Notwendigkeit des grenzüberschreitenden Kulturaustauschs. Diependaele und Wüst unterstreichen die Bedeutung europäischer Werte für die gemeinsame Regierungserklärung: Zu den Zielen der Partnerschaft zählen daher maßgeblich die Bekämpfung von Extremismus, Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamophobie auf der Basis grenzüberschreitender Aktivitäten. Auch in diesem Kontext können Bildungsinstitutionen wie Universitäten und Schulen  einen Beitrag leisten, indem sie entsprechende Thematiken in den Niederländisch- bzw. Deutschunterricht in der jeweiligen Partnerregion integrieren. Beispielhaft wird dies an den Forschungs- und Transferaktivitäten des Belgienzentrum deutlich, das neben den Unterrichtsbausteinen für Schüler:innen auf dem BelgienNet und BeneluxNet nun konkret mit dem Projekt „Benelux macht Schule“ genau diese Themen im Austausch mit flämischen und weiteren belgischen Partnern bearbeiten möchte.  

Schließlich wurde anlässlich der gemeinsamen Regierungserklärung ein Bekenntnis zu einer gemeinsamen Weltordnung unterstrichen: In der im Juni 2025 geschlossenen Vereinbarung wird ausdrücklich auf einen europäischen Wertekatalog verwiesen, welcher auf demokratischen Werten, der Achtung des Völkerrechts, der Menschenrechte und der multilateralen Zusammenarbeit beruht. In diesem Sinne ergeben sich für Niederländischlernende in Deutschland und für Deutschlernende in Flandern durch diese strategische Partnerschaft zahlreiche Möglichkeiten im Hinblick auf ökonomische, ökologische und europäische Perspektiven.

Picture of Sabrina Jordt (Autorin) & Sabine Schmitz (Betreuung)

Sabrina Jordt (Autorin) & Sabine Schmitz (Betreuung)

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